Die Firma Ziermann ist einer der Marktführer im Vertrieb von Textilreinigungs- und Wäschereimaschinen

Sasbach. Frank Ziermann wirkt immer ein wenig getrieben, wenn er durch die großen Hallen seines Unternehmens im Sasbacher Gewerbegebiet führt. Der mehr als zwei Meter große Hühne und ehemalige Handballer geht mit ausladenden Schritten voran, bleibt immer wieder an einer Gerätschaft stehen, dessen Zweck sich meist nicht auf den ersten Blick erschließt und erklärt schnell aber ohne zu viel Worte die Funktion von Bügeltischen, Hemdenfinishern, Mangeln und natürlich der großen Reinigungsmaschinen, die zu Hunderten auf ihre Auslieferung warten.

„Wir liefern in die ganze Welt, aber vor allen nach Mitteleuropa, Afrika und Asien“, berichtet Ziermann stolz. Vor der Coronakrise habe er fünf bis sechs Monate im Jahr im Ausland verbracht, um seine Geräte an den Mann zu bringen. Große Unternehmen aus der Luftfahrtbranche, wie die Lufthansa oder Emirates, gehörten genauso zu seinen Kunden, wie der Kreuzfahrtanbieter Aida, die Hotelkette Interkontinental oder die Textilunternehmen Falke und Marc Cain. Wer ein Schafsfell bei Ikea kauft, könne sich fast sicher sein, dass es vorher in einer der Reinigungsmaschinen von Ziermann gewaschen wurde. Hinzu kommen Wäschereien und Reinigungsunternehmen, die bei Ziermann alles erhalten, was es braucht, damit alles sauber, rein und faltenfrei wird. „Wir liefern nicht nur das Gesamtpaket der verschiedenen Maschinen, sondern beraten auch beim Ausbau der Peripherie, etwa wenn es um die Installation von Druckluftanlagen geht, um optimale Ergebnisse zu erzielen“, erklärt der 52-Jährige.

Ziermanns Vater gründete das Unternehmen bereits 1979 als reine Vertriebs- und Handelsfirma für Reinigungsmaschinen. „Damals erlebte die Textilreinigung in Westdeutschland einen regelrechten Boom. Es gab hierzulande 13.500 Betriebe, heute sind es nur noch 2.700“, erinnert sich Ziermann und fügt hinzu: „Früher trug jeder Lehrer und jeder Beamter einen Anzug. Diese Zeiten sind vorbei. Gleichzeitig produziert die Textilindustrie immer mehr Ware, die man selber waschen kann und die Haushaltswaschmaschinen haben neue Funktionen und können auch empfindliche Wäsche waschen.“

Und doch ist es dem Unternehmer, der die Firma 1995 übernahm, gelungen, die Ziermann GmbH auf ein ganz anderes Niveau zu heben. Der damals noch junge Mann orientierte sich ins Ausland und verkaufte vor allem gebrauchte Reinigungsmaschinen aus Deutschland in die ganze Welt. „Damals gab es noch kein Internet, nur das Telefon, die Schreibmaschine und Thermofaxpapier“, erinnert sich Ziermann und muss lachen. Heute generiert Ziermann einen großen Teil seinen Umsatzes in Asien. Die Rückgänge auf dem europäischen Markt würden so mehr als kompensiert. Ziermann unterhält mittlerweile einen eigenen Standort mit 30 Mitarbeitern in China.

Die bisher größte Zäsur in der Unternehmensgeschichte war der Kauf der Böwe GmbH im Jahr 2009. Das einst in Augsburg beheimatete Unternehmen war Ziermanns Hauptlieferant für Reinigungsmaschinen und stand in der Finanzkrise kurz vor der Insolvenz. „Dazu war ich fast gezwungen. Ich hatte keinen Lieferanten mehr und 500 Maschinen von Böwe im Lager, die nun drohten aufgrund fehlender Ersatzteile wertlos zu werden“, erinnert sich der Unternehmer. Ziermann stieß die europäischen Töchterunternehmen von Böwe, die tief in den roten Zahlen steckten, ab, lagerte die Produktion der Komponenten an Subunternehmen aus und holte die Montage der Maschinen nach Sasbach.

So wurde aus dem Verkäufer ein Produzent, was auch Vorteile für Ziermann hat. „Jede Maschine hat Elemente, die erfahrungsgemäß irgendwann ausfallen. Sei es die schlecht gesicherte Elektronik, die in Folge eines Wasserschadens durchbrennt oder zu schwache Lager, die auf Dauer der Belastung nicht standhalten. Wir können dem gezielt entgegen wirken“, erklärt Ziermann. Deshalb seien die Reinigungsmaschinen von Böwe die besten der Welt. Doch die Qualität hat auch ihren Preis. Die teils drei Meter hohen Geräte kosten von 50.000 bis 350.000 Euro.

2.700 Betriebe haben sich in Deutschland auf die Textilreinigung spezialisiert.

Ein weiterer großer Einschnitt in der Firmengeschichte von Ziermann ist die Coronakrise. „Wir räumen in Deutschland derzeit in der Woche einen Betrieb aus, um anschließend die gebrauchten Maschinen zu verkaufen. Die Umsätze der Reinigungen sind um 75 Prozent eingebrochen“, berichtet Ziermann. Wenn keine Veranstaltungen mehr stattfinden, würden die Menschen auch keine Kostüme und Anzüge mehr tragen, die anschließend gereinigt werden. Ziermanns selber habe im vergangenen Jahr 50 Prozent seines Geschäftes eingebüßt. Der Unternehmer, der seine 45 Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken musste, ist sich si-cher, diese Krise gut zu überstehen: „Jetzt kommt es uns zu Gute, dass wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und abgesehen von der Montage der Maschinen keine eigene Fertigung unterhalten.“

Hintergrund

Eine chemische Reinigung unterscheidet sich von der Wäsche in der heimischen Waschmaschine durch den fehlenden Einsatz von Wasser. Stattdessen werden die Kleidungsstücke mit Lösungsmitteln wie Perchlorethylen benetzt, die die Fasern lediglich umspülen und das Fett lösen. Die Lösungsmittel werden anschließend in einem der Destillation ähnlichen Verfahren verdampft, gefiltert und in der nächsten Reinigung wiederverwendet. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Fasern nicht aufquellen und nach dem Trocknen in ihre ursprüngliche Form zurückkehren, was Anzügen oder Kostümen ihre Form nehmen würde.

Quelle: hahe – Der Artikel ist am 20. März 2021 im „Acher- und Bühler Bote“ veröffentlicht wurden.